Diese Frage stellte mir vor einigen Monaten im unverbindlichen Erstgespräch eine sympathische potenzielle Klientin. Ihr geschildertes Coaching-Thema konnte ich gut nachempfinden, nicht zuletzt, weil ich bereits Klient:innen in ähnlichen Situationen begleitet hatte. Wir besprachen, wie lang der Coachingprozess in etwa dauern würde (wenige Monate), wie oft (alle 2 bis 6 Wochen) und wie lange (90 Minuten) wir uns treffen würden.
Da sie noch nie mit einem Coach zusammengearbeitet hatte, wollte sie gegen Ende des Gesprächs wissen: „Aber was passiert dann im Business Coaching genau?“ Die ehrliche Antwort: Das kommt auf das Coachingthema an und lässt sich schlecht verallgemeinern. Dennoch will ich hier eine Antwort versuchen.
Was ist Coaching? Was ist es nicht?
Coaching ist die Begleitung in einem Veränderungsprozess. Es gilt der Grundsatz, dass die Klienten Experten für ihre Lösung sind. Als Coach vermittle ich kein Wissen (im Unterschied zum Training) oder zeige die Lösung auf (im Unterschied zu einer Beratung), sondern helfe Klient:innen, die für sie jeweils passende Lösung zu finden. Sie erlangen Klarheit in Bezug auf ihre Ziele, werden sich der eigenen Ressourcen bewusst und gehen mit (neuer) Energie in die Umsetzung.
Was sind “typische” Themen für das Business Coaching?
Karriereziele, Fragen der Team-Führung oder des Selbstmanagements, der Umgang mit Herausforderungen und Konflikten im beruflichen Kontext, die berufliche Weiterentwicklung nach einer Elternzeit, die Vorbereitung beziehungsweise Bewerbung auf den nächsten Karriereschritt – all das kann Thema für ein Business Coaching sein. Gemeinsam ist den Themen in der Regel, das sie einem Respekt einflößen, man sie gut bewältigen will oder sie bereits (sehr) belasten.
Klient:innen beschreiben oft, ihr Thema schon Wochen oder Monate hin- und hergewälzt zu haben, aber zu keiner Entscheidung zu finden oder nicht in die Umsetzung zu kommen. Gelegentlich geht es auch darum, einen Sparringspartner zu haben, um eine Situation gemeinsam zu bewerten und/oder zu bewältigen. Weitere Fragen, zu denen meine Klienten Unterstützung suchen, findest Du hier.
Was passiert in der ersten Coaching-Sitzung?
Eine Coaching-Kollegin sagt dazu: „Ein gut beschriebenes Problem, ist oft schon die halbe Lösung.“ Wie recht sie hat. In der ersten Sitzung werden deswegen nicht nur die gegenseitigen Erwartungen geklärt und die aktuelle Situation analysiert, sondern vor allem das Ziel formuliert, welches am Ende des Coachingprozesses erreicht sein soll.
Sobald die Coachees am Ende der ersten Sitzung in Worte fassen, was sie erreichen und wie sie sich dabei fühlen wollen, setzt das schon Energie frei: „Where attention goes, energy flows.“ Neben der inhaltlichen Ebene ist die erste Sitzung aber vor allem auch dafür wichtig, sich kennenzulernen und einen geschützten Raum aufzubauen, in dem vertrauensvoll (und vertraulich!) gesprochen und gearbeitet werden kann.[1],[2]
Was passiert in den Coaching-Sitzungen danach?
Das wichtigste Instrument für alle Sitzungen sind Fragen, die dazu anregen sollen, über das eigene Ziel oder Problem aus möglichst vielen Blickwinkeln nachzudenken. So decken Klient:innen auf dem Weg sowohl die Stolpersteine als auch die Ressourcen für die Erreichung des Ziels auf. In der Regel liegen diese in den Bereichen:
- Werte: Welche Werte sind mir wichtig? Wie sind diese aktuell erfüllt? etc.
- Persönlichkeit: Persönlichkeits-Typ, Neurobiologie, Interessen, Bedürfnisse etc.
- Fähigkeiten: Welche mental-emotionalen, sozialen, neuro-physischen, fachlichen Fähigkeiten stehen mir zur Verfügung? Welche möchte ich stärken?
- Wissen: Wissen zu Themenfeldern wie Kommunikation (1:1, im Team, gewaltfreie Kommunikation etc.), Karriere, Gesundheit etc.
- Konzepte: Reaktanzmuster („Sei perfekt!“), Konstrukte („ein guter Chef/Mitarbeiter“), Glaubenssätze
- Selbst: Identität, Selbstbild, Lebensphase
Je nachdem, in welchem „Feld“ sich die Ressourcen oder Stolpersteine befinden, unterscheiden sich die Methoden, die in einer Coachingsitzung genutzt werden. Sie reichen vom Aufdecken und Verändern innerer Antreiber („Ich muss perfekt sein!“, „Ich bin nicht schuld.“, „Ich darf nicht auffallen.“) oder Glaubenssätzen bis zum Vorbereiten konkreter Gesprächssituationen wie einem Pitch für die nächste Karrierestufe oder schwierigen Personalgesprächen.
In Entscheidungssituationen können auch assoziative Methoden wie das Zürcher Ressourcenmodell sowie Methoden wie „Competing Commitments“ oder der „Sokratische Dialog“ zum Tragen kommen. Ziel ist immer, das eigene Thema tiefer zu erkennen, zu verstehen und letztlich positiv zu verändern.
Was muss der Coachee tun?
Am leichtesten lässt es sich auf die Formel bringen, dass im Coaching der Coach für den Prozess, der Coachee für das Ergebnis verantwortlich ist. Am besten gelingt das, wenn Klienten möglichst offen, neugierig und selbstreflektiert sind und sich klarmachen, dass nur sie (nicht der Coach) ihr Ziel erreichen können. Plus: Sie müssen sich in ihrem Alltag zwischen den Sitzungen Zeit nehmen, um „neues Verhalten“ auszuprobieren, nächste Schritte umzusetzen und immer wieder zu reflektieren, ob und warum etwas gut oder (erst einmal) nicht gut gelang.
Welchen Nutzen oder Ergebnis hat ein Coaching?
Im Idealfall erreichen Klient:innen das Ziel, dass sie sich zu Beginn des Coachingprozesses gesetzt haben. Meine Klienten haben sich beispielsweise nach einer Elternzeit oder einer Restrukturierung mit einem Arbeitsplatzverlust erfolgreich beruflich neu orientiert, sind gut gewappnet in den Bewerbungsprozess oder einen Auswahlprozess gegangen oder begegnen Konflikten entspannter und gleichzeitig strategischer.
Was aber nicht weniger wichtig ist: Klienten schließen das Coaching mit mehr Klarheit, Energie und dem Bewusstsein ab, dass sie positive Veränderungen in ihrem Berufsleben viel stärker in der Hand haben als sie selbst dachten.
Die eingangs erwähnte potenzielle Klientin entschied sich am Ende übrigens leider nicht für mich. Unbewusst gab sie mir damit aber den Anstoß für diesen Blog-Artikel 😊. Wenn Du selbst ein berufliches Thema hast, bei dem Du nicht weiterkommst, vereinbare gern ein Erstgespräch und wir loten gemeinsam aus, ob und wie ich unterstützen kann.
[1] Schreyögg, Astrid (2003). Coaching. Frankfurt/Main: Campus.
[2] Amberger, Benedikt, Erfolgsfaktoren im Coaching, in: Coaching Magazin 3/2014.
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